Der abgedroschenste Wanderspruch

Der Herbst ist da! Foto von Rémy

Ihr kennt ja sicher den Spruch: «Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung.» Ich geb’s zu, er ist schon ziemlich abgedroschen und ausgelutscht, aber ich finde, er bewahrheitet sich immer wieder, vor allem beim Wandern. Die «richtige» Kleidung macht es aus, dass man sich auch bei Regenwetter und starkem Wind nach draussen begeben – solange man sich noch nicht im gefährlichen Bereich aufhält – und einen schönen Wandertag verbringen kann. Zu einem solchen gehören nämlich nicht unbedingt Sonnenschein und 21 Grad sowie eine sanfte Brise. Für mich ist ein schöner Wandertag ein Tag, an welchem ich die Natur spüre, mit all ihrer Kraft. 

Auf der Lueg.

So geschehen gestern beim Wandern auf die Lueg. Klar, es war eine vergleichsweise kurze Wanderung, da es ein ziemlich kalter und stürmischer Tag war. Der Herbst ist im Land, Freunde. Hätte ich Mütze und Handschuhe nicht dabei gehabt und hätte ich nicht Leggings getestet, die mir dann schlussendlich als Base-Layer dienten, wäre es ein ziemlich schrecklicher Tag geworden. Aber dank meiner «richtigen» Kleidung war ich draussen und konnte es geniessen: die Regentropfen, die auf meiner Kapuze trommelten und mir so ein Privatkonzert bescherten. Der Wind, der mir um die Nase strich, um meinen kleinen Menschenkörper (verglichen jetzt zum Beispiel mit einem Baum) herumtanzte und ihn sanft in verschiedene Richtungen stupste, mir Geheimnisse ins Ohr flüsterte und auch die Bäume und Büsche aus ihrem Schweigen herausholte. Die Wolken, die zuerst noch Wasser auf uns hatten prasseln lassen, aber sich kurz darauf in in Fetzen an den blauen Himmel hängten und den Blick auf die frisch beschneiten Berner Alpen freigaben. Da war ich mittendrin, in der Natur. Mitten im Wind. Mitten im Regen. Mitten in der Kälte. Ich beobachtete das Schauspiel und fühlte mich gleichzeitig als Teil davon. Und genau das ist für mich ein schöner Wandertag. Genau das macht mich glücklich. 

Zieht euch also warm an und lasst euch so etwas das nächste Mal nicht entgehen.